Auf Entenjagd in Schweden - Franz Poenitz

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Auf Entenjagd in Schweden

Franz Poenitz in einem Brief an seine Frau:

Romanö, 13. Juli (18)86

... und gestern machten wir große Jagd, den ganzen lieben, langen Tag.
   Um 3 Uhr früh wurde aufgebrochen. Ekwall¹ von Erik gerudert, ich vom Hauslehrer der Kinder ... langten wir nach halbstündiger Fahrt auf der Säteri (Anm.: Rittergut) Aabergs an, wo wir freudigst von 3 Schützen begrüßt wurden, welche sich ebenfalls schon auf 3 Booten eingeschifft hatten. Nun ging’s mit einigen Treibern, welche das beschilfte Ufer der Swartaa mit langen Stangen peitschten, den ganzen reizenden Fluß hinunter bis zum Wasserfall von Tranås. Ergebniß der Jagd waren einige 30 Enten und eine Beccassine. Im Walde wurde famos gefrühstückt, dann noch einmal auf dem Gute Aabergs gefrühstückt, viele Skåla wurden ausgebracht, Jagdgeschichten verbrochen und der Humor war im vollsten Zuge.
   Nachher mit sehr schnellen, feurigen Pferden eine 2 Meilen lange Schußfahrt durch Wald gemacht auf vorzüglichem Weg. (Die schwedischen Chausseen zählen mit zu den besten in der Welt, sie sind glatt wie Asphalt.) So gelangten wir lustig nach Griepenberg, nach dem Gute des Baron Hermelin. Dort ging’s hinaus in die Wiesen, die rings von bewaldeten Bergen umkränzt werden, zahlreiche Flußläufe und Gräben besitzen und zahlreiche Wasservögel beherbergen. Letztere waren heute aber kaum aus ihren Schlupfwinkeln hervorzukriegen, da sich plötzlich der Himmel bezog und uns mit einem schrecklichen Regen begrüßte, der uns gänzlich durchnäßte. Glücklicherweise hatten wir für trockenes Zeug in unseren Rucksäcken gesorgt und konnten uns bei der Rückkehr umziehen, sonst hätte es böse ausgesehen! Aber so ging es, und bald durchwärmten uns einige (natürlich selbst bereitete) Grogs, die uns wieder gehörig mobil machten.
   Um 12 Uhr nachts kamen wir endlich in R. an und zwar mit Beute schwer beladen. Auf unser Theil kamen nämlich 12 große Stockenten, 2 Doppelschnepfen und ein aus Versehen erlegter Hase. Ekwall schießt nämlich nach einer sitzenden Schnepfe, sieht diese auch fallen, zu gleicher Zeit aber auch den armen Lampe
(Anm.: Jägerausdruck für einen Hasen), welcher in unmittelbarer Nähe des Vogels gesessen hatte und ihm nun auf diese schnöde Weise das unschuldige Lebenslicht mitten in der Schonzeit ausgeblasen wurde. Rein in den Rucksack!  ...

¹sein Schwager Knut Ekvall, schwedischer Maler (1843-1912), verheiratet mit Poenitz' Schwester Therese

 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü