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Verband der Harfenisten in Deutschland (VDH) Heft Nr. 3 (1. Mai 1965):
Die Bayreuther Sieben
von Hans Joachim Zingel
Als Richard Wagner für die Eröffnung seines Bayreuther Festspielhauses mit der "Ring"-
Nachforschungen haben ergeben, dass in den ersten Jahren der Festspiele jeweils sogar acht Harfenisten tätig gewesen sind, wohl um bei sieben obligaten "Rheingold"-
Wie es sich der Bayreuther Meister gedacht hat, wurden auch für die Harfengruppe erfahrene Orchestermusiker aus allen deutschen Gauen zusammengerufen, vornehmlich aus dem Kreise der "fest besoldeten", im Sommer vom Dienst freien Mitglieder der Hofkapellen. So sind für den ersten "Ring" im Jahre 1876 neben der Bayreutherin Oleane Baker drei Wiener, ein Berliner, ein Münchener, ein Hannoveraner und ein Braunschweiger genannt.
Darunter befindet sich Franz Poenitz, Schüler von C. Grimm, sowie August Tombo, Klavierlehrer des jungen Richard Strauss und von diesem als Experte für die "Feuerzauber"-
1886 tauchen neue Namen auf: Der Weimaraner C. Frankenberg und A. Zamara, Begründer der Wiener Schule. Erst 1891 tritt wieder ein Neuling hinzu: A. Löther aus Berlin. Ihm folgt 1894 der Budapester R. Mosshammer. Da in diesen Jahren der "Ring" nicht aufgef ührt wird, kommt man mit vier Spielern zurecht. Waren Männer bisher auf der Liste der Harfner vorherrschend, so liest man im Jahre 1896 erstmalig wieder Frauennamen: Es sind EIsa Glass aus München und Julie Loser aus Wien. Neu sind außerdem Fr. Moser, Wien und O. Süsse, Karlsruhe. In diesem Jahre sind 8, im folgenden nur 7 Harfenisten zusammen. Noch einmal und nun letztmalig sind es 1899 acht, unter ihnen H. Breitschuck, Darmstadt und Elisabeth Eigl-
Es kommen A. Holy, Berlin, L. Richter, Frankfurt, Joh. Snoer, Leipzig (1902), der aus seinen Studien noch heute bekannt ist, und J. Foth,
Breslau, später Berlin (1904) mit H. Ohme, Moskau. Und wieder sind es nur Männer, die sich in dieser Zeitspanne in Bayreuth zusammenfinden. Erst 1906 setzt sich eine Frau durch und behauptet sich auch jahrelang als einzige: es ist A. Hopf-
Während der Nachkriegsepoche -
Neuer Wechsel ereignet sich 1933: Zu Foehr und Stegmann treten Max Saal und K. Zöller, Berlin, H. J. Zingel, Liselotte Bremer und Annemarie Helmert hinzu. Aber bereits im nächsten Jahre liest man wieder andere Namen: K. Gillmann, Hannover, Fr. Bonitz, Duisburg, Fr. Thiem, Schwerin, A.D. Metelmann. 1936 kommen Dora Wagner, Berlin und H. Thiem, Karlsruhe nach Bayreuth, 1937 kehrt Gottschalk zurück, auch Zoller ist wieder da, und dieselbe Besetzung wirkt 1938. In den folgenden und zumal in den Kriegsjahren wechselt die Zusammensetzung, Friedel Ellguth hat ihr Debüt, zuletzt begnügt man sich für die "Meistersinger" mit vier Künstlern an der Harfe.
Beim Wiederbeginn unter den Wagnerenkeln im Jahre 1951 erscheint eine neue Generation: Neben Fischer, Thiem und Zingel sind es Emmy Meisen, Hamburg, Hanna Gerlach, Leipzig, Jutta Zoff und R. Schmidt, Düsseldorf. In der Folge wechseln zwar wieder die Namen, einige Kollegen treten zurück, andere rücken auf, aber die Relation zwischen männlichen und weiblichen "Bayreuthianern" schwankt, mal schlägt das Pendel nach der einen, mal nach der anderen Seite aus. Durchweg bleibt es beim "Septett", und immer ist das ganze Deutschland vertreten; erst in den allerletzten Jahren fehlen leider Ostdeutsche im Festspielorchester. Unter den Neulingen in der "Bayreuther Sieben" während dieser dritten Ära der Arbeit auf dem Hügel sind zu nennen: S. Handke und A. Fleischer 1952, Ingeborg Ludewig-
Wenn auch die Orchestermusiker jetzt nicht mehr im Sommer so sorgenfrei wie einst die "Hofmusiker" nach Bayreuth fahren können und oft zu Hause Schwierigkeiten mit der Beurlaubung und Vertretung haben, der einmalige Zauber der Arbeit auf dem Hügel, die festliche Atmosphäre des alten Markgrafenstädtchens und die Schönheit der landschaftlichen Umwelt locken doch immer von neuem Kolleginnen und Kollegen, und so wird es wohl auch künftig alljährlich sieben Harfen in Bayreuth geben.
(Die Anregung zu dieser Übersicht und das erste Material verdankt der Verfasser seinem verstorbenen Kollegen Johannes Stegmann, dessen hier in Dankbarkeit gedacht sei. Frl. K. T. Thiem fügte dankenswerterweise einige ältere Fotos bei.)