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Verband der Harfenisten in Deutschland (VDH) Heft Nr.18 (1. Nov. 1972)
Wilhelm Posse (1852 -
von Hans J. ZingelFast gleichaltrig mit Franz Poenitz, dem wir im vorigen Heft ein Gedenken gewidmet haben, und gelegentlich als dessen Antipode gekennzeichnet, hat Wilhelm Posse eine nicht geringere Stellung in der Entwicklung der Harfe um die Jahrhundertwende eingenommen als jener.
Die Lebensdaten sind rasch erzählt: Geboren am 15. März 1852 in Bromberg, erste musikalische Ausbildung beim Vater, einem Militärmusiker, mit dem der Junge viele Reisen unternahm, in der Öffentlichkeit mit 8 -
Während Poenitz in seinen Werken mehr das Klangliche in den Vordergrund gestellt hat, ging es Posse offenbar mehr um technische Finessen. Seine "8 großen Konzertetüden" (im Verlag Zimmermann) geben davon beredtes Zeugnis, -
der Öffentlichkeit präsentiert worden war. In der Zeitschrift für Instrumentenbau, 18. Jahrgang, Nr. 30, sowie in der Allgemeinen Musikzeitung 1895, erschienen ausführliche Würdigungen dieser Neuheit, auch hat sich Posse selbst über die Vorzüge dieses Instruments ausgelassen. Der Anschaffungspreis, das dürfte heute interessant sein, betrug seinerzeit 700 Dollar = 2900 Reichsmark. In anderer Hinsicht ist Posse noch als Bearbeiter von Klavierwerken von Franz Liszt für Harfe zu rühmen. Es ist bekannt, dass dieser Musiker stets großes Interesse an der Harfe gezeigt hat; nicht bloß indem er in vielen Partituren Harfenstimmen geschrieben hat, er protegierte auch gern Harfenspieler, so die gefeierte Rosalie Spohr, die Nichte des Geigers, der er Konzerte arrangierte. Ihr Vortrag der Kompositionen von Parish-
Später lernte Liszt auch den jungen Posse kennen und schätzen; wir kennen einen Brief von Liszt an Posse, in dem er diesen einen "admirable harpist" nennt. Schon 1884 spielte Posse auf dem Tonkünstlerfest zu Weimar eine Übertragung der "Sonette di Petrarca" in Gegenwart und "unter rückhaltlosem Beifall des Meisters". In späteren Jahren übertrug er mit Genehmigung des Komponisten weitere Klavierwerke, übrigens auch solche von Chopin. Vor Jahrzehnten waren die Consolations, die Liebesträume und das Angelus noch gelegentlich in Konzertprogrammen zu finden.
An eigenen Kompositionen wären zu nennen: Improvisationen und eine Mazurka (Verlag Zimmermann) sowie die Kleinen Etüden (Verlag Breitkopt). Seine "Valses caprices" (Verlag Schott) wurden einst bei einem internationalen Preisausschreiben des Konservatoriums Valencia mit dem ersten Preis ausgezeichnet.
Zuletzt ist bekannt, dass sich Richard Strauss von Wilhelm Posse die "Acht großen Etüden" vorspielen und sich dabei sehr ausführlich über die Besonderheiten der Harfenmusik unterrichten ließ, und ich meine, es ist nicht schwer, in Strauß'schen Harfenstimmen "Posse" wieder zu finden.